Tag der offenen Tür 2003 - Besuch im neuen Betriebshof "Heinrich-Alfes-Straße"

Als am 20. Juli 2003 die Strecke zum Südfriedhof nach 16 Monaten Betriebsruhe wiedereröffnet wurde, konnten die Fahrgäste der Linie 8 sowie der zahlreichen historischen Straßenbahnlinien einen flüchtigen Blick in die Einfahrt zum neuen Betriebshof Heinrich-Alfes-Straße werfen.

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Jetzt, am Wochenende des 18. und 19. Oktober 2003, gab es im Rahmen des Tags der offenen Tür wieder ein besonderes Straßenbahn-Highlight: Der neue Betriebshof konnte mit vielen Attraktionen ausgiebig besichtigt werden. Zusammen mit der VAG organisierten die Straßenbahnfreunde etliche Oldtimerlinien, die das interessierte Publikum direkt in das Werksgelände fuhren. Dort bot die VAG fachkundige Führungen durch den gesamten Betrieb und die Werkstätten.

Wer war Heinrich Alfes?

Der Betriebshof trägt seinen Namen wie die gleichnamige "Heinrich-Alfes-Straße" nicht rein zufällig: Heinrich Alfes war ein Bremer Kaufmann, der, nachdem er bereits in Bremen eine Straßenbahn gegründet hatte, 1879 auch nach Nürnberg reiste, um dort die Genehmigung für den Bau einer Pferdebahn zu erhalten. 1881 erhielt er die Konzession. Schon im August des selben Jahres wurde die erste Pferdebahnlinie in Nürnberg eröffnet.

"Bilder sprechen mehr als tausend Worte", ...

... darum möchten wir Sie herzlich zu einem kleinen Bilderrundgang durch den "Tag der offenen Tür" bei der VAG einladen:

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Rund um den zentralen Gebäudekomplex (Verwaltungs-, Sozial- und Werkstattgebäude) waren zahlreiche Attraktionen geboten. Triebwagen 1118 ist gerade von seinem Plandienst auf der Linie 8 eingerückt und befindet sich auf dem Zufahrtsgleis zur Wagenhalle.   An der Haltestelle Frankenstraße ging es los:
Mit zwei Pendelzügen der Linie 23 wurden die Fahrgäste an der Haltestelle abgeholt und direkt in das Betriebsgelände gefahren.
 
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Früher an der Tagesordnung, heute kaum mehr zu sehen: Eine Linie, im Bild unsere Pendellinie 23, wechselt die Fahrtrichtung über einen Gleiswechsel. An der Frankenstraße ist wegen des Gleisanschlusses an die frühere MAN dieser Wechsel erhalten geblieben. Die Niederflurwagen der Firma Adtranz wurden hier letztmalig ausgeliefert und umgesetzt.   Die Trasse der Linie 8 wurde aus der Katzwanger Straße in das frühere MAN-Gelände verlegt. Die Gebäude aus Zeiten der Industrialisierung bilden eine ideale Kulisse für unseren historischen 23er.
 
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Etwa in Höhe der Nerzstraße fährt in Tieflage die Linie 23 aus der Trasse der Linie 8 heraus, um in den Betriebshof (links) zu gelangen.   Wer vom Hauptbahnhof kam, hatte alle halbe Stunde Gelegenheit, mit der Oldtimerlinie 18 durch die Südstadt bis in den Betriebshof zu fahren.
 
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Der neue Betriebshof wird elektronisch überwacht. Das Betriebshofmanagement-System erkennt bei der Einfahrt "seine" Planzüge, stellt automatisch alle Weichen und weist somit jedem Wagen seinen Platz zu. Bei unseren Oldtimern ist allerdings noch alles Handarbeit. Wir mussten uns bei jedem Signal per Schlüsselschalter anmelden, damit wir ein Freisignal bekamen. Ein Fahrer hat doch glatt ein Signal ignoriert - der entsprechende Abschnitt ging sofort in Fehlerposition und schaltete die Signale ab. (Ich verrate aber nicht, wer es war!)   Zentrale Ein- und Aussteigestelle aller Straßenbahnzüge war in der großen Wagenhalle. Die beiden historischen Zubringerzüge ab Hauptbahnhof, hier mit TW 111 und BW 1304, waren oft stark frequentiert. Rechts im Bild macht sich gerade TW 877 auf den Weg zur Frankenstraße.
 
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So sah es dann auch im Wageninneren aus - "Aufrücken bitte" hieß es vom Schaffner, der zeitweise das alte "Besetzt"-Schild wieder herunterklappen konnte.   Im Betriebshof war dann einiges geboten: Alle technischen Einrichtungen, wie hier beispielsweise die Dacharbeitsstände, konnten besichtigt werden.
 
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Führungen durch die Hauptwerkstatt erklärten alle Wartungsarbeiten wie hier z. B. an den Fahrgestellen.   Wer sitzt am besten? In den einzelnen Fachbereichen gab's viel auszuprobieren.
 
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Wie man eine ganze Straßenbahn stemmt, wurde an der Fahrzeughebeanlage gezeigt.   Für die Kleinen wurde die neue Lackierhalle flugs mit Spielzeug und Hüpfburg versehen. Am Glücksrad gab's leuchtende Kinderaugen und auch immer etwas zu gewinnen.
 
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Im 2. Stock hatten unsere Modellbauer den Seminarraum in eine große "kleine" Stadt der Miniaturen verwandelt.   Die sogenannte "Modulanlage" wird von mehreren Modellbauern in Heimarbeit aufgebaut. Jeder hat sein eigenes Teilstück im Maßstab H0. An den Plattenenden hat man sich auf einen Standard geeinigt, sodass alle Einzelanlagen zu einer Großanlage aufgebaut werden können.
 
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"Straßenbahn hat Vorfahrt!" Die Detailtreue der "Haanullerer" läßt das Modell scheinbar zur Realität werden.   Was sonst nur im Historischen Straßenbahndepot St. Peter erhältlich ist, konnte im mobilen Museumsshop auch heute erstanden werden: Vom Buch zur Postkarte über den Film oder Souvenirartikel bis zum originalen Emaille-Haltestellen-Schild war alles geboten, was das Thema Straßenbahn hergibt.
 
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Wer seinen Wissensdurst über die Straßenbahn gestillt hatte, konnte zu zivilen Preisen noch eine Semmel drauflegen.   "Zum Fenster rausschauen wie ein Profistraßenbahner" konnte man in der Fahrschule. Wer denn eine Karte ergattert hatte, durfte selbst einen langen Niederflur-Straßenbahnwagen durch das ganze Gelände fahren.
 
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Ab halb Fünf ging es rund im Depot. Die planmäßigen Einrücker kamen einer nach dem anderen eingefahren.   Um die vielen Besucher zurück Richtung Hauptbahnhof zu bringen, wurden zum Schluss nochmals viele der tagsüber in den Wagen- und Werkstatthallen ausgestellten Oldtimer eingesetzt. Triebwagen 701 aus dem Jahr 1913 war sicher der auffälligste Kontrast im modernen Betriebshof.
 
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Auch Triebwagen 250 übernahm einen Kurs der Linie 18.   Schon jetzt Vergangenheit. Großraumzüge im Stil der 60er-Jahre findet man nicht mehr im Plandienst. Heute war er jedoch nochmals in der Betriebshof-Umfahrung zu sehen.
 
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Auch für uns hieß es "Aufräumen": TW 111 mit BW 1304 auf dem Weg in die Abstellhalle.   Zur letzten Fahrt durch die Abstellhalle am Abend des 19. Oktober ging es auch für die Linie 18.
 
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Abendstimmung: Nachdem auch der letzte Besucher das Werk verlassen hatte, kehrte Ruhe ein. Triebwagen 1118 wurde in der Betriebswerkstatt abgestellt, bevor er am Sonntag wieder den Gästen als Fahrschulwagen zur Verfügung stand.    

Schon am Samstagabend konnten wir eine positive Bilanz ziehen: Das Thema Straßenbahn erzeugt nach wie vor sehr großes Interesse bei der Bevölkerung. Dieser neue Betriebshof ist sicher eine eindeutige Weichenstellung in Richtung Zukunft. VAG und die Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V. haben sich für ein abwechslungsreiches Programm an diesem Wochenende mächtig ins Zeug gelegt. Vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben. Von Vereinsseite waren allein am Samstag über vierzig Leute im Einsatz. Ehrenamtliche Schaffnerdienste, Verkauf, Information und Modellbahnvorführung passierten ausschließlich in der Freizeit. Großes Lob auch an die Helfer im Hintergrund, die Tage (oder besser: Nächte) zuvor alles organisiert und aufgebaut haben.

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